Gesunde Kommune-Wiki

Themen rund um die Gesundheit des Menschen sind sehr komplex. Aus diesem Grund werden an dieser Stelle die wichtigsten Begriffe näher erläutert und vereinfacht zusammengefasst.

Gesundheit

Gesundheit entsteht durch das Gleichgewicht von Risikofaktoren (z. B. Stress oder Bewegungsmangel) und Schutzfaktoren (z. B. soziale Unterstützung oder gesunde Ernährung). Es handelt sich um einen dynamischen Zustand. Dieser tritt ein, wenn ein Mensch sowohl die inneren (körperlichen und psychischen) als auch die äußeren (sozialen und materiellen) Anforderungen bewältigt. Gesundheit vermittelt einem Menschen Wohlbefinden und Lebensfreude.

Beeinflusst wird die Gesundheit durch verschiedene Faktoren. Sie sind im Regenbogenmodell von Margret Whitehead und Göran Dahlgreen dargestellt (siehe unten). Der Kern des Modells beinhaltet das Alter, das Geschlecht und die Erbanlagen. Es handelt sich hierbei um nicht beeinflussbare, feste Faktoren.

Die weiteren Faktoren in den umgebenden Schichten sind dagegen beeinflussbar und können durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention verändert werden, um so die Gesundheit positiv zu beeinflussen:

  • Die individuelle Lebensweise bezieht sich auf gesundheitsförderliche sowie schädigende Verhaltensweisen wie z. B. das Ernährungsverhalten oder der Konsum von Alkohol und Tabak (orangene Ebene).
  • Eine gelungene Integration in soziale Netzwerke wie z. B. den Freundeskreis, die Familie oder eine Gemeinschaft kann zur Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit beitragen und das Risiko gesundheitsschädigender Einflüsse reduzieren (gelbe Ebene).
  • Die individuellen Lebens- und Arbeitsbedingungen wie z. B. die Arbeitsbelastungen, die Bildungschancen, die Wohnsituation oder das Gesundheitssystem haben ebenfalls einen Einfluss auf die Gesundheit (grüne Ebene).
  • Die allgemeinen Bedingungen der sozioökonomischen, kulturellen und physischen Umwelt stellen besonders komplexe Faktoren der Gesundheit dar und drücken sich z. B. in sozialer Ungleichheit aus. Außerdem fallen darunter Faktoren wie politische Gegebenheiten, Gesetze und die Qualität der Luft (blaue Ebene).

Die verschiedenen Ebenen werden nicht isoliert voneinander betrachtet, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Somit können z. B. Arbeits- und Lebensbedingungen oder soziale Netzwerke auch einen Einfluss auf die individuelle Lebensweise nehmen.


Literatur:

Dahlgren, G. & Whitehead, M. (1991). Policies and strategies to promote social equity in health. Stockholm: Institute for Future Studies.

Fonds Gesundes Österreich. (o. J.). Grafik der Gesundheitsdeterminanten Farbe. Zugriff am 30.04.2020 unter fgoe.org/gesundheitsdeterminanten_farbe_jpg

Franzkowiak, P. & Hurrelmann, K. (2018). Gesundheit. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 175–184). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/gesundheit/

Hurrelmann, K. & Richter, M. (2013). Gesundheits- und Medizinsoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung. 8., überarbeitete Auflage. Weinheim: Beltz Juventa.

Hurrelmann, K. & Richter, M. (2018). Determinanten von Gesundheit. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 50–54). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.). (2014). Aktiv werden für Gesundheit – Arbeitshilfen für kommunale Prävention und Gesundheitsförderung. Heft 1. Bad Oeynhausen: Kunst- und Werbedruck.

Gesundheitsförderung und Prävention

Gesundheitsförderung zielt darauf ab, Menschen durch ein selbstbestimmtes Handeln zu befähigen, ihre Gesundheit zu stärken. Dabei steht die Analyse und Förderung von Gesundheitsressourcen und -potenzialen (z. B. der Umgang mit Problemen oder die soziale Unterstützung) der Menschen im Mittelpunkt. Gesundheitsförderung bezieht sich sowohl auf die gesundheitsrelevanten Lebensweisen (z. B. Ernährung oder Bewegung) als auch auf die gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen (z. B. Wohnbedingungen, Arbeitsbedingungen oder gesetzliche Rahmenbedingungen).

Dementsprechend setzt Gesundheitsförderung nicht nur auf der individuellen Ebene an, sondern berücksichtigt auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie z. B. die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen. Betriebe, Kindertagesstätten und Kommunen sollten z. B. so gestaltet sein, dass eine gesunde Lebensführung möglich ist. Bei der Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebenswelten sollten die Menschen vor Ort in den Prozess einbezogen werden, da über diesen Weg die tatsächlichen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Zudem ermöglicht diese Vorgehensweise die Einbeziehung von Menschen, die bisher durch gesundheitsförderliche Maßnahmen nicht erreicht werden konnten.

Der Ansatz der Gesundheitsförderung kann nicht nur der Medizin oder dem Gesundheitssystem zugeordnet werden, sondern setzt vor allem die aktive Beteiligung der Bevölkerung und die Kooperation einer Vielzahl von Akteuren, Sektoren und Berufsgruppen auf allen Ebenen voraus. Außerdem berücksichtigt Gesundheitsförderung alle Menschen unabhängig davon, in welcher Lebenslage oder Lebensphase sie sich gerade befinden.

Im Zusammenhang mit dem Thema Gesundheitsförderung wird auch häufig der Begriff Prävention verwendet. Prävention (im medizinischen Sinn) ist der allgemeine Oberbegriff für alle Maßnahmen, die das Auftreten, die Ausbreitung sowie die negativen Auswirkungen von Krankheiten oder Gesundheitsstörungen reduzieren sollen. Wissenschaftlich präziser und eindeutiger ist der Begriff der Krankheitsprävention.

Prävention unterscheidet sich damit vom Ansatz der Gesundheitsförderung. Sie konzentriert sich insbesondere darauf, Risikofaktoren (z. B. Bewegungsmangel oder Rauchen) und Belastungen (z. B. Lärmbelastung) zu verringern, während im Fokus der Gesundheitsförderung die Stärkung von Ressourcen und Schutzfaktoren (z. B. der Umgang mit Problemen oder die Unterstützung durch das soziale Umfeld) steht. Wie im Bereich der Gesundheitsförderung, greifen präventive Maßnahmen sowohl auf der Verhaltens- als auch auf der Verhältnisebene.

Zudem wird unterschieden zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Krankheitsprävention:

Primäre Krankheitsprävention

  • Wird wirksam, wenn noch keine Krankheit eingetreten ist
  • Dient dazu, bekannte, auslösende oder vorhandene Ursachen und Risikofaktoren von Krankheiten zu vermeiden
  • Beispiele: Schutzimpfungen, Gesundheitskurse, Armutsbekämpfung

Sekundäre Krankheitsprävention

  • Beinhaltet alle Maßnahmen, die es ermöglichen Krankheiten möglichst früh (noch bevor Beschwerden oder Krankheitssymptome auftreten) zu erkennen
  • Beispiele: Gesundheits-Checks, krankheitsspezifische Früherkennungsuntersuchungen, Diät- oder Trainingsempfehlungen

Tertiäre Krankheitsprävention

  • Bezieht sich auf Menschen, bei welchen bereits eine Krankheit oder Beschwerden bestehen
  • Zielt darauf ab, das Voranschreiten der Krankheit zu verhindern, Folgeschäden und Chronifizierungen (dauerhafte Präsenz einer Erkrankung) zu mildern, Rückfälle zu verhüten sowie die größtmögliche Funktionsfähigkeit und Lebensqualität wiederherzustellen
  • Beispiele: Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik, ergo- oder physiotherapeutische Maßnahmen

Literatur:

Bundesministerium für Gesundheit. (BMG). (2019). Begriffe A-Z. Prävention. Zugriff am 30.04.2020 unter www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/p/praevention.html

Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.). (2014). Aktiv werden für Gesundheit – Arbeitshilfen für kommunale Prävention und Gesundheitsförderung. Heft 1. Bad Oeynhausen: Kunst- und Werbedruck.

Franzkowiak, P. (2018). Prävention und Krankheitsprävention. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 776–797). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Kaba-Schönstein, L. (2018). Gesundheitsförderung 1: Grundlagen. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 227-238). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Naidoo, J. & Wills, J. (2010). Lehrbuch der Gesundheitsförderung. Gamburg: Verlag für Gesundheitsförderung.

Robert Koch-Institut (RKI). (o. J.). Prävention. Zugriff am 30.04.2020 unter www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Praevention/Praevention_node.html

Robert Koch-Institut (RKI). (2015). Allgemeines zu Gesundheitsförderung. Zugriff am 30.04.2020 unter www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/G/GesFoerderung/Inhalt/gesundheitsfoerderung_inhalt.html

Robert Koch-Institut (RKI). (2015). Allgemeines zu Gesundheitsförderung. Zugriff am 30.04.2020 unter www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/G/GesFoerderung/Inhalt/gesundheitsfoerderung_inhalt.html

Präventionskette

Eine Präventionskette ist eine Gesamtstrategie, die auf kommunaler Ebene den Rahmen schafft, um das vielfältige Unterstützungsangebot öffentlicher und privater Träger und Akteure besser zu verbinden. Sie zielt darauf ab, allen Menschen eine gesunde Lebensführung über das gesamte Leben hinweg zu ermöglichen. Zentral hierbei ist ein abgestimmtes Handeln aller Akteure, damit vor allem die Übergänge zwischen den einzelnen Lebensphasen optimal begleitet werden und eine durchgängige, lückenlose Förderung und Unterstützung aller sozialen Gruppen möglich ist. Eine Lücke kann entstehen, wenn z. B. Unterstützungsangebote für eine bestimmte Zielgruppe fehlen oder wegbrechen. Auch wenn alle Kettenglieder vorhanden sind, können Lücken entstehen, indem einzelne Glieder nicht miteinander verbunden sind. So können z. B. für alle Altersgruppen und Bedarfe entsprechende Angebote vorhanden sein, diese sind jedoch nicht aufeinander abgestimmt und es entstehen unnötige Doppelstrukturen.

Vorhandene Angebote und Leistungen aufeinander abzustimmen und zu koordinieren, unabhängig davon, wer sie erbringt, macht eine Präventionskette aus. Entscheidend ist das Gesamtkonzept. Voraussetzung hierfür ist ein gemeinsames Gestalten und Handeln aller relevanten Akteure über Ressort- und Fachgrenzen hinaus. Durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit werden Doppelstrukturen vermieden, Mittel wirkungsvoller eingesetzt und bereits bestehende Netzwerke und Arbeitskreise weiterentwickelt bzw. in Verbindung gebracht. Zudem werden Hindernisse bezüglich des Zugangs zu Angeboten und Maßnahmen abgebaut.


Literatur:

Brümmer, F., Fittkau, J., Koenemund, I., Meyer, F., Riviere, M., Sauerland, S. & Weiger. W. (2018). Evaluation Des Modellprojekts „Kommunale Präventionsketten“ (Ehemals „Kein Kind Zurücklassen“). Abschlussbericht. Zugriff am 30.04.2020 unter www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/77_Kein_Kind_zuruecklassen/Abschlussbericht_KeKiz_KPK_Ramboll.pdf

Richter-Kornweitz, A. (2017). Präventionsketten in Niedersachsen: Gesund aufwachsen für alle Kinder! Zugriff am 30.04.2020 unter www.gebit-ms.de/media/1514/workshop_praeventionsketten-fruehe-hilfen_nds-richter-kornweitz.pdf

Richter-Kornweitz, A., Kilian, H. & Holz, G. (2017). Präventionskette / Integrierte kommunale Gesundheitsstrategie. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), 2018, eitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 809-816). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Richter-Kornweitz, A. & Utermark, U. (2013). Werkbuch Präventionsketten. Herausforderungen und Chancen beim Aufbau von Präventionsketten in Kommunen. Hannover: Landesvereinigung für Gesundheit und Sozialmedizin Niedersachsen e. V.

Eine der wichtigsten Strategien zur Umsetzung von Gesundheitsförderung ist der Lebensweltansatz. Er stellt Gesundheit als ein Ziel dar, welches im Lebensalltag hergestellt und aufrechterhalten werden kann. Folglich ist der Lebensalltag als ein wichtiger Ansatzpunkt für die Gesundheitsförderung zu betrachten. Lebenswelten stellen Lebensbereiche dar, in denen Menschen einen Großteil ihres Lebens verbringen wie z. B. der Arbeitsplatz, die Schule oder das Wohnumfeld. Die Begriffe Lebenswelt und Setting werden im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention häufig synonym verwendet.

Die Kommune als Lebenswelt

Der Begriff “Kommune” beschreibt die Gemeinden, die kreisfreien Städte, die kreisangehörigen Städte sowie die Landkreise.

Die Kommunen erfüllen eine wichtige Doppelfunktion: Zum einen sind sie nach dem Bund und den Ländern die nächstkleinere Verwaltungsebene in Deutschland, in der demokratische Verhaltensweisen und politische Fähigkeiten ausgebildet werden. Zum anderen sind sie eine wichtige staatliche Ausführungsinstanz, denen eine bedeutende Funktion hinsichtlich der zu erfüllenden Aufgaben und der Lebensverhältnisse der Bürger*innen zukommt. Zu den kommunalen Aufgaben gehören z. B. die Kindertagesbetreuung, die Wasser- und Energieversorgung, Einrichtung und Erhaltung von Grünanlagen und der öffentliche Nahverkehr.

Somit hat die Kommune einen großen Einfluss auf die Gesundheit der dort lebenden Menschen Zudem können hier sozial benachteiligte und gesundheitlich belastete Menschen, wie z. B. arbeitslose oder ältere Menschen in ihrem alltäglichen Leben erreicht werden. Denn gerade diese Zielgruppen sind für gesundheitsförderliche Angebote über Institutionen wie Kindertageseinrichtungen, Schulen oder Betriebe schwer oder gar nicht zu erreichen. Daher kommt der Kommune eine besondere Bedeutung als Lebenswelt der Gesundheitsförderung und Prävention zu.


Literatur

Bogumi, J. & Holtkamp, L. (2013): Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung. Eine praxisorientierte Einführung. Zugriff am 19.06.2020 unter www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/156902/kommunalpolitik-und-kommunalverwaltung

Frank, E. & Vandamme, R. (2017). Was ist eine Kommune? Zur Bedeutung von Kommunalpolitik heute. Zugriff am 20.05.2020 unter www.bpb.de/izpb/257291/was-ist-eine-kommune-zur-bedeutung-von-kommunalpolitik-heute

GKV-Bündnis für Gesundheit. (o. J.). Glossar. Lebenswelt. Zugriff am 04.05.2020 unter www.gkv-buendnis.de/index.php

GKV-Spitzenverband. (2018). Leitfaden Prävention – Handlungsfelder und Kriterien nach § 20 Abs. 2 SGB V zur Umsetzung der §§ 20, 20a und 20b SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 1. Oktober 2018. Zugriff am 04.05.2020 unter www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/Leitfaden_Pravention_2018_barrierefrei.pdf

Hurrelmann, K., Klotz, T. & Haisch, J. (Hrsg.). (2014). Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung (4., überarbeitete Auflage). Bern: Verlag Hans Huber.

Rosenbrock, R. & Hartung, S. (2015). Settingansatz / Lebensweltansatz. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 892-895). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Das Präventionsgesetz („Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention“) wurde 2015 verabschiedet und trat am 01.01.2016 in Kraft. Wichtige Ziele des Gesetzes bestehen darin, das Handeln verantwortlicher Akteure besser zu koordinieren und die Wirksamkeit von Gesundheitsförderung und Primärprävention zu verbessern.

Eine maßgebliche Rolle kommt hier den Krankenkassen zu. Durch das Präventionsgesetz sind diese verpflichtet Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Primärprävention umzusetzen. Zusammen mit den anderen Sozialversicherungsträgern, wie z. B. der Rentenversicherung, erarbeiten sie eine nationale Präventionsstrategie und Rahmenvereinbarungen. Umgesetzt werden diese Rahmenvereinbarungen durch den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die Sozialversicherungsträger sowie Vertreter der Länder und Kommunen.

Wesentlich ist, dass Prävention und Gesundheitsförderung dem Setting-Ansatz folgen. Sie orientieren sich an den Lebenswelten der Menschen und greifen dort, wo die Menschen leben, lernen und arbeiten. Einen Schwerpunkt bildet daher die Gesundheitsförderung in den Lebenswelten Kindertageseinrichtung, Schule, Kommune, Betrieb und Pflegeeinrichtung. Im Jahr 2018 lagen die Ausgaben der Krankenkassen für die Gesundheitsförderung und Prävention in nicht-betrieblichen Lebenswelten bei 158 Mio. Euro. Für Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung wurden 172 Mio. Euro aufgewendet.


Literatur:

AOK. (o. J.). Lexikon. Präventionsgesetz. Zugriff am 19.06.2020 unter www.aok-bv.de/lexikon/p/index_14134.html

Bundesministerium für Gesundheit (BMG). (2015). Bundestag verabschiedet Präventionsgesetz. Zugriff am 18.05.2020 unter www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2015/praeventionsgesetz.html

Gerlinger, T. (2018). Präventionsgesetz. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 798–808). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. & GKV-Spitzenverband (Hrsg). (2019). Präventionsbericht 2019. Essen: Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. Zugriff am 22.06.2020 unter www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/praevention__selbsthilfe__beratung/praevention/praeventionsbericht/2019_GKV_MDS_Praventionsbericht_barrierefrei.pdf

Public Health Action Cycle

Der Public Health Action Cycle, oder auch gesundheitspolitischer Aktionszyklus genannt, ist ein Modell, mit dessen Hilfe Gesundheitsinterventionen geplant und umgesetzt werden können. Er kann z. B. als Grundlage für die Durchführung einzelner Maßnahmen oder als Orientierung für ein ganzes Projekt genutzt werden. So bildet der Public Health Action Cycle auch den Rahmen für das Projekt „Gesunde Kommune“.

Das Modell beinhaltet vier Arbeitsschritte:

  1. Bedarfs- und Bedürfnisbestimmung: Auf der Grundlage von Daten, wie z. B. den Auswertungen der Schuleingangsuntersuchungen, und den Bedarfen und Bedürfnissen der Bewohner*innen einer Stadt/Gemeinde wird ein Problem identifiziert und beschrieben.
  2. Maßnahmenplanung: Der Problembeschreibung folgen Überlegungen, wie dieses Problem behoben werden kann. Maßnahmen werden mit den Akteuren und den Bewohner*innen vor Ort entwickelt.
  3. Umsetzung: Die geplanten Maßnahmen werden vor Ort realisiert.
  4. Evaluation/Überprüfung: Nach der Durchführung der Maßnahmen wird überprüft, ob diese den gewünschten Erfolg erzielt haben. Ergebnis dieser Überprüfung kann sein, dass die Maßnahmen sich als erfolgreich bewiesen haben oder das weitere Maßnahmen oder Veränderungen der vorhandenen Maßnahmen erforderlich sind.

Auf Grundlage dieser Überprüfung wird der Bedarf erneut bestimmt und der Public Health Action Cycle beginnt von vorne.


Literatur:

Rosenbrock, R. & Hartung, S. (2015). Public Health Action Cycle / Gesundheitspolitischer Aktionszyklus. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), (2018), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (S. 833-835). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zugriff am 20.05.2020 unter: www.leitbegriffe.bzga.de/fileadmin/user_upload/leitbegriffe/e-Books/E-Book_Leitbegriffe_2018_08.pdf

Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.). (2014). Aktiv werden für Gesundheit – Arbeitshilfen für kommunale Prävention und Gesundheitsförderung Heft 5. Bad Oeynhausen: Kunst- und Werbedruck.

Rosenbrock, R. (1995). Public Health als Soziale Innovation. Das Gesundheitswesen, 57 (3), 140–144.