Forum Gesunde Kommune
Resilienz in verschiedenen Lebensphasen
Am 25. September fand in der Katholischen Hochschule NRW (katho) in Paderborn nach 2023 das zweite Forum Gesunde Kommune mit dem Titel „Resilienz in verschiedenen Lebensphasen“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, Denkanstöße und Strategien zur Stärkung der Resilienz zu vermitteln, um unter anderem psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Fünf Expert*innen beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und bereicherten den Austausch.
Über 80 Interessierte folgten der Einladung und nutzten die Gelegenheit, im Anschluss an die Vorträge mit den Referierenden sowie weiteren Akteur*innen in einen offenen Austausch zu treten. In seinem Grußwort betonte der stellvertretende Landrat Hans-Bernd Janzen den hohen Stellenwert dieser Veranstaltung: „Die meisten Menschen erleben belastende Situationen, mit denen sehr individuell umgegangen wird. Einige Menschen geraten dadurch aus dem Gleichgewicht, andere Menschen sind hingegen in der Lage, Schwierigkeiten zu überwinden und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Psychische Widerstandskraft ist sowohl für die psychische als auf für die physische Gesundheit von hoher Bedeutung.“ Prof. Dr. Patrick Isele, Dekan des Fachbereich Sozialwesen der katho ergänzt: „Resilienz ist in einer Zeit, die von Unsicherheit und Zukunftsängsten geprägt ist, allgegenwärtig und wichtiger denn je. Die Fähigkeit Krisen zu verarbeiten, zu überwinden und gestärkt aus diesen hervorzugehen, hilft uns gesund zu bleiben. An dieser Stelle kommt das zentrale Ziel der Gesunden Kommune zum Tragen: Stärkung der Gesundheit der Menschen im Kreis Paderborn.“
Um dieses Ziel weiter zu verfolgen, erhielten die Teilnehmenden der Veranstaltung wertvolle Einblicke in das Thema Resilienz und das über verschiedene Altersstufen hinweg. Anke Meinhardt eröffnete die Reihe mit einem Vortrag über ein Projekt zur Resilienzförderung von Vorschulkindern in Kindertageseinrichtungen. Anschließend widmete sich Melanie Koßmann in ihrem Beitrag „happiness@school - Mit Positiver Psychologie das Wohlbefinden in Schulen fördern“ dem schulischen Setting. Maike Hoefts Kurzinput zeigte, dass Resilienz nicht lediglich eine persönliche Fähigkeit ist, sondern sich auch zu einer gemeinsamen Kultur innerhalb einer Familie entwickeln kann. Daraufhin thematisierte Steffi Kaiser die wichtige Rolle, die Resilienz im Berufsleben einnimmt. Den Abschluss der Vortragsreihe bildete der Beitrag von Prof. Dr. Christoph Blomberg mit dem Titel „It’s a cruel, crazy, beautiful World. Robuste Anmerkungen zum Streben nach Glück“, in dem er sich aus erziehungsphilosophischer Sicht gegen eine direkte Thematisierung von Glück und Resilienz aussprach.
Die Veranstaltung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Projekt „Gesunde Kommune“, dem Institut für Forschung und Transfer in Kindheit und Familie (foki), sowie der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) organisiert und erhielt Fördermittel vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Inhalte der Kurzvorträge
Anke Meinhardt (Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Aufgabenfeld Koordination des Masterstudiengangs „Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit“, katho NRW, Abt. Paderborn) stellt in ihrem Kurzinput das Modellprojekt „Familie Löwenmut – Resilienzförderung von Vorschulkindern in Kitas“ vor. Dieses verknüpft in einer multimodalen Intervention die Förderung der Resilienz von Kindern mit der Förderung der familiären Resilienz. Das Projekt wurde unter der Trägerschaft des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V. und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW von Mai 2020 bis April 2023 in 12 Kindertageseinrichtungen in NRW durchgeführt. Die wissenschaftliche Begleitforschung erfolgte durch das Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie (igsp) der katho NRW, Abt. Paderborn, woran Frau Meinhardt aktiv beteiligt war.
Was ist Positive Psychologie bzw. Positive Education? Im Rahmen ihres Masterstudiums der Positiven Psychologie entwickelte Melanie Koßmann auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Modells ein Training für Lehrkräfte. In diesem lernen sie Interventionen der Positiven Psychologie in ihren Unterricht zu integrieren. Dadurch soll das Wohlbefinden, und Engagement, die sozialen Fähigkeiten und schulischen Leistungen der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. In ihrem Kurzinput fasst sie zusammen, was aus wissenschaftlicher Betrachtung für die Etablierung von Wohlbefinden als Bildungsziel spricht und welche Herausforderungen und Barrieren sie dabei aus Sicht der Lehrkräfte in ihrer Studie identifiziert hat. Außerdem stellt sie das happiness@school Training für Lehrkräfte vor.
Resilienz ist mehr als nur die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen – sie kann zur gemeinsamen Kultur einer Familie werden. In einer resilienten Familienkultur stehen Zusammenhalt, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung im Mittelpunkt. Offene Kommunikation, starke emotionale Bindungen und gemeinsame Rituale schaffen ein Umfeld, in dem die Familienmitglieder gestärkt werden. Familie bedeutet dabei nicht nur biologische Verwandtschaft, sondern umfasst verschiedene Formen von Gemeinschaften.
In ihrem Kurzinput zeigt die Resilienzberaterin Maike Hoeft auf, wie Resilienz nicht nur eine individuelle Fähigkeit ist, sondern zur geteilten Kultur innerhalb einer Familie werden kann.
Prof. Dr. Christoph Blomberg (Professor für Soziale Arbeit, katho) hat zum Thema Glück ein Buch geschrieben, das zentrale Glücksinhalte und deren Thematisierung in der Pädagogik referiert. Sein Kerninhalt, dass es weniger um individuelles Glück, sondern um das Überleben einer Spezies geht, wird oft vergessen. Unser Glücksempfinden leitet uns dazu, das zu tun, was uns und unserem Überleben dient. Daher hält Prof. Dr. Christoph Blomberg theoretische Glücks- und Resilienzratgeber für wenig hilfreich. Man erfährt Glück und Resilienz schließlich durch das Leben selbst und durch seine Haltung dazu. Menschen sollen sich ins Leben stürzen, kämpfen, genießen und leiden. Sie sind widerstandsfähig und können diese Fähigkeit nur durch Lebenserfahrung stärken. Auch Kinder wachsen an Herausforderungen und Risiken. Mit einer solchen Haltung sollen Eltern und Pädagogen den Kindern ein Vorbild sein.
Resilienz spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere am Arbeitsplatz. In den letzten Jahren haben stressbedingte Erkrankungen stark zugenommen, was die Notwendigkeit unterstreicht, die mentale Gesundheit aktiv zu fördern. Steffi Kaiser (Kommunikationspsychologin, Lehrtrainerin & Lehrcoach) wird in Ihrem Kurzinput deutlich machen, dass gezieltes Training dazu beitragen kann, Stress besser zu bewältigen und die allgemeine Zufriedenheit im (Arbeits-)Leben zu steigern. Indem wir die Fähigkeit zur Stressbewältigung stärken, wird eine gesündere und produktivere Arbeitsumgebung geschaffen.